Text & Zeichnung: Bianca Schaalburg
Veröffentlichung: September 2021
ISBN: 978-3-96445-058-6
208 Seiten, Hardcover mit Lesebändchen
19,5 x 26,5 cm, vierfarbig
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In Der Duft der Kiefern taucht die Berliner Autorin in ihre Kindheit ein und stößt dabei auf Verdrängung und Lügen. Was hat ihr Großvater Heinrich, angeblich als Buchhalter bei der Wehrmacht in Riga stationiert, von den Gräueltaten der Nazis gewusst? War er vielleicht selbst beteiligt? Bald stellt sich die Frage nach der Mitschuld ihrer Familie. Sie erfährt, dass diese in einem Haus lebte, das ehemals von jüdischen Mitbürgern bewohnt war. Hat die Familie von der Vertreibung profitiert oder war sie gar dafür verantwortlich? Bianca Schaalburg recherchiert die Ereignisse und stellt die Frage nach Schuld und Verantwortung einer ganz normalen deutschen Familie.
Wir folgen ihrer detektivischen Spurensuche durch die Nazizeit, die Nachkriegsjahre bis zu den Stasi-Akten des Kalten Krieges und ins Jahr 1968, wo sich alles ändern sollte ...
Behutsam aber beharrlich lüftet eine Berlinerin das Zierdeckchen, dass ihre Familie über die eigene Rolle im Dritten Reich gebreitet hat. Dabei macht sie einige verstörende Entdeckungen. Ein großartiges Buch!“
Ulli Lust
Es sind diese privaten Momente, in denen uns die Geschichte besonders stark berührt und man als Leser und Betrachter zum Zeitreisenden wird.
Salah Naoura
"Wir. Wussten. Von. Nichts." Kann es stimmen, was die Großmutter behauptet? War der Großvater Mitläufer oder doch ein überzeugter Nazi? – Es sind persönliche Fragen, denen Bianca Schaalburg in ihrer Graphic Novel nachspürt. Doch ist ihre autobiografische Spurensuche weit mehr als ein Stück persönlicher Erinnerung oder Aufarbeitung – sie ist ein Beitrag gegen das Vergessen, eine Aufforderung zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Denn über die Offenlegung der eigenen Familiengeschichte gelingt hier eine tiefgreifende Beschäftigung mit historischen Ereignissen: Geschickt bettet die Künstlerin ihre Nachforschungen, die selbst wesentlicher Teil der dokumentarisch angelegten Erzählung sind, wie auch die gewonnenen Erkenntnisse in den jeweiligen zeitlichen Kontext ein und legt so ein erstaunliches Geflecht an Unwahrheiten, Unwissenheit und Verdrängung offen.
Sorgfältig recherchierte Erläuterungen und Hintergrundinformationen, die in den Bildern, Textpassagen sowie in einem umfangreichen Anhang präsentiert werden, runden die facettenreiche grafische Erzählung ab und helfen zugleich, Geschichte im Kleinen wie im Großen zu rekonstruieren und neu auszuleuchten. Der Duft der Kiefern zeigt eindrucksvoll, wie grafisches Erzählen die Möglichkeiten der Wissensvermittlung erweitert und bereichert.
„Es sind eindringliche Bilder, es sind Collagen aus Fundstücken, Fotos und Zeichnungen, eine immerwährende Zeitreise. Die Lektüre von „Der Duft der Kiefern“ zieht auch jene in den Bann, die glauben, eigentlich mit Graphic-Novels, mit Comics, nichts anfangen zu können.
Wobei der Schwerpunkt des zweihundertseitigen Bandes klar auf der Familiengeschichte selbst liegt – wenn auch der Exkurs zu den drei Ermordeten das eindrucksvollste Kapitel darstellt, bisweilen grandios als das inszeniert, was diese Recherche gewesen sein muss: ein Puzzle. Wie Bianca Schaalburg ihren Gegenstand zur graphischen Form bringt, das ist angesichts von fehlender Comicerfahrung dieser Zeichnerin geradezu unglaublich.
Verschwinden und Verlust bestimmen die Geschichte der Familie (und Deutschlands), Versagen und Gleichgültigkeit und Gefühlskälte. Die Kiefern kehren immer wieder in der Geschichte, ihr Duft oder die gespenstischen Baumgerippe beim Massenmord im Wald von Bikernieki, oder dann, ganz pittoresk, die Kiefernzapfen an einer Schwarzwälder Uhr.
Fritz Göttler | Süddeutsche Zeitung
Bianca Schaalburg im Gespräch mit Ulrich Biermann | Deutschlandfunk